Schnee

Lois Hechenblaikner
SCHNEE VON MORGEN

Ellmau am Wilden Kaiser, Speicherteich Hartkaiser
10.05. - 02.11.2025

Die Installation SCHNEE VON MORGEN des Fotografen Lois Hechenblaikner thematisiert die enge Verknüpfung des Klimawandels mit dem Tourismus.

Der Klimawandel ist mehr als nur ein Zukunftsthema, er findet schon seit Jahrzehnten statt. Zu den ersten, die seine Folgen spüren, gehören Skigebiete in den Alpen, die vom Wintertourismus leben.
Damit die ökonomische Basis der Tourismusorte deshalb nicht zunehmend bedroht ist, hat man damit begonnen, Speicherteiche zu bauen. Aus deren Wasser wird, vor allem zu Beginn der Skisaison, Kunstschnee produziert. Diese Teiche sind also eine Kompensationsmaßnahme, als solche aber kaum sichtbar. Da sie sich oft gut in die Landschaft einfügen, werden sie von Gästen, denen die Hintergründe dieser Teiche unbekannt sind, sogar als natürliche Idyllen wahrgenommen.
Zumindest eine dieser Idyllen soll durch das vorliegende Projekt mit dem Titel „Schnee von morgen“ gestört werden. So wird der gut besuchte Speicherteich Hartkaiser in Ellmau am Wilden Kaiser während der Sommermonate 2025 mit einer Installation bespielt. Dabei sollen 300 Skier so über die Fläche des Teichs verteilt werden, dass sie jeweils zu rund drei Viertel ihrer Länge senkrecht aus dem Wasser ragen.
Die aufragenden Skier sollen als Ausrufezeichen oder Mahnmale wahrnehmbar sein. Wer sie auf diese Weise, die ihrer Funktion nicht entspricht, sieht, wird vielleicht beunruhigt sein – und kann sich dann vergegenwärtigen, wie abhängig das Skifahren davon ist, dass es überhaupt Schnee gibt. Da die Skier im Wasser, also gleichsam in geschmolzenem Schnee stehen, lässt sich die gesamte Installation als Folge des Klimawandels erleben. Dieser bleibt nicht länger unsichtbar, wird nicht mit der Idylle eines Speichersees camoufliert, sondern bekommt bildhaft-eindringlichen Charakter.
Und dass sich die senkrecht schwimmenden Skier bei Wind oder Regen bewegen, ja generell instabil und fragil wirken, lässt sie als Seismografen eines unruhigen, gefährdeten Ökosystems erfahren. Alles in allem symbolisieren sie also nicht nur eine schon akute Krise, sondern fungieren als Menetekel: als mahnende Vorzeichen einer höchst instabilen Zukunft.

Wolfgang Ullrich